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Dienstag, 8. Oktober 2024

29.10.2020 – Kelsterbach – 2 Tagdienste auf einem Rettungswagen in Hessen

Links: Sophie NotSan, Rechts: Melanie NotSan und Praxisanleitung

Am 29.10.2020 haben Melanie und Sophie Tagdienst auf dem Rettungswagen „Rettung Groß-Gerau 10/83-1“.  Der Tagdienst beginnt für den 10/83-1 um 7 Uhr und endet nach 12 Stunden Dienst um 19 Uhr mit der Übergabe an den Nachtdienst. Auch während der Covid-19 Pandemie fängt jeder Tag im Rettungsdienst ähnlich an. Sobald man den Rettungswagen vom Nachtdienst übernommen hat, checkt man den RTW auf Vollständigkeit und prüft die Geräte, welche im Notfall Leben retten. 

Der Mfs Rettungsdienst betreibt seit 18 Jahren in Kelsterbach eine aktive Rettungswache mit mehreren Rettungsmitteln: 

–  Einen 24 Stunden RTW (Rettung Groß-Gerau 10/83-1)

–  Einen 12 Stunden RTW (Rettung Groß-Gerau 10/84-2)

– Einen ITW welche im Bedarfsfall besetzt werden kann (Rettung Groß-Gerau 10/87)

–  mehrere KTW im Regeldienst

Melanie checkt den Monitor „Corpuls C3“

– … ist am Katastrophenschutz beteiligt, betreibt eine Hundestaffel, macht Auslandsrückholungen, stellt Sanitätsdienste und ist im Fahrdienst des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes (Tel: 116117) tätig.

Gegen 08:00 Uhr, nachdem der Rettungswagen überprüft wurde, folgt das Frühstück, welches aufgrund der Pandemie getrennt von der anderen Besatzung zu sich genommen wird. Während der Einsatzfreien Zeit ist genug Zeit um ältere Einsatzberichte abzutzippen, Aus- und Fortbildung zu Betreiben oder sich einfach mal auszuruhen. Gegen 13:00 Uhr gab es an diesem Tag selbst gekochtes Mittagessen – es gibt Wraps. Noch während des Mittagessens: Einsatz für den Rettungswagen Rettung Groß-Gerau 10/83-1. Sophie und Melanie wissen nur, das in einer Zahnarztpraxis in Kelsterbach eine Person kollabiert sei und kurzzeitig nicht ansprechbar gewesen sein soll. Mit Blaulicht ging es zur Arztpraxis wo bereits eine Medizinische Fachangestellte die beiden Notfallsanitäter in Empfang nahm. 

Der vor Ort befindliche Zahnarzt, erzählte was passiert sei: Bei einer Zahnentfernung verlor die Patientin das Bewusstsein und Übergab sich in regelmäßigen Abständen. Aufgrund einer Sprachbarriere musste die Angehörige der Patientin die Maßnahmen von Sophie und Melanie übersetzten. Doch auch das klappte ohne Probleme. Alle Vitalzeichen waren ohne besondere Auffälligkeit. Aufgrund dessen das die Patientin viel Blut herunter geschluckt hat war ihr so übel und musste sich dauerhaft übergeben, welcher ein normaler Reflex des Körpers ist.

Sophie führt die Anamnese mit der Patientin in der Arztpraxis durch.

Auch die Angehörige merkte, das sich die Zustand der Mutter deutlich verbessert hat, sodass sie sich dazu entschieden hat mit der Mutter und dem Ehemann nach Hause zu fahren, um sich dort ein bisschen auszuruhen. Die Besatzung begleitete die Patientin noch bis zum Auto des Ehemanns welcher bereits vor der Tür gewartet hat. Solch ein Einsatz wird als „Gutwillige Alarmierung“ bezeichnet und es kommen auf den Anrufer keine Kosten zu. Den gesamten Einsatz übernimmt auch die Krankenkasse wenn die Patientin nicht mit in ein Krankenhaus möchte.

Sophie meldet sich bei der Leitstelle als einsatzbereit.

Einsatzbereit ging es zum „Langer Kornweg 34c“ wo sich die Wache des mfs Rettungsdienst befindet. Das verdiente Mittagessen ist nun kalt – Schmeckt aber trotzdem.

Bis 19:00 Uhr war es für das Team dann ruhig. Lediglich einen Einsatz mussten die beiden abarbeiten. Der andere Rettungswagen von mfs Rettungsdienst fuhr 2 Einsätze an diesem Tag. 

Am kommenden Tag war Sophie mit Heiko auf dem 10/84-2 eingeteilt, der Tagdienst RTW. Heiko checkt die Gerätschaften und trägt dieses in ein Tablet ein. Qualitätsmanagement ist für den qualifizierten Rettungsdienst sehr wichtig, erzählt Heiko. 

Qualitätsmanagement via Tablet.

Die erste Alarmierung des Tages lies nicht lange auf sich warten. Da im Umkreis alle Rettungswagen in Einsätzen gebunden waren und so die Hilfsfristen nicht mehr eingehalten werden konnten, musste der Rettungswagen von Heiko und Sophie eine Rettungswache in Rüsselsheim besetzen um dort den Grundschutz für die Bürger sicher zu stellen. Auf der Anfahrt zur „Bereitstellung“ sprach die Leitstelle den Rettungswagen an und gab Bescheid das sie schonmal mit Blaulicht in die Richtung von Mörenfelden-Walldorf fahren können. Mehr war erstmal nicht bekannt. Auf der Anfahrt bekam das Team dann weitere Informationen zum Einsatz: Verdacht auf Apoplex/TIA in einem Sportstudio war die Meldung. Nach ungefähr 5 Minuten fahrt trafen Sophie und Heiko am Sportstudio ein. Auf einem Stuhl saß eine offensichtlich verwirrte Dame die dort Sport betrieben hat. Sophie übernahm die Anamnese mit der Patientin welche aufgrund der neurologischen Auffälligkeiten alles andere als leicht war. Die Trainerin konnte mehr Auskunft geben, da diese den Vorfall beobachtet hat. Sie beschrieb das die Patientin auf dem Stepper war, sich dann verkrampft hat und dann nicht mehr wusste wo sie war. Die Trainerin betreute die Dame und entschied sich dazu den Notruf zu wählen.  Das Team führte einige Maßnahmen durch um den Neurostatus der Patientin zu überprüfen. Da bis zum Schluss nicht klar war, was der Patientin fehlte entschied sich die Besatzung die Patientin in eine Klinik mit einer Neurologischen Abteilung zu bringen. Per Telefon gab Sophie den Code von „Ivena“ an die Leitstelle weiter welche dann eine Klinik vorschlug die gerade diese Patientin aufnehmen kann. Über die gesamte Fahrt wurde die Patientin mittels Monitor überwacht.

Übergabe an das Team der Notaufnahme.
Heiko spricht mit der Patientin.

In der GPR Rüsselsheim wurde die Patientin an das Team der Notaufnahme übergeben, welche sich aufgrund der unklaren Lage sich dazu entschied sofort ein CCT (Schädel-CT) zu machen. Das umlagern der Patientin erfolgte erst im CT wo ein Team des Krankenhauses schon die Patientin erwartete. Im CT war aber kein frischer Schlaganfall zu erkennen, sodass Sophie und Heiko ohne etwas neues zu wissen die Klinik verließen. 

Einsatzbereit fuhren die beiden ihre Wache an. Nach kurzer Zeit auf der Wache wurde der Rettungswagen wieder zur Bereitstellung alarmiert. Diesmal geht es nach Rüsselsheim. Wieder auf der Anfahrt, Einsatz für Heiko und Sophie. Freunde einer 13 Jährigen meldeten über den Notruf 112, das  ihre Freundin an der Bushaltestelle zusammengebrochen sei. Vor Ort stellte sich die Lage aber durchaus entspannter da. Die 13 Jährige litt unter starken Kopfschmerzen und weinte deswegen. Eine hilfsbereite Freundin musste Übersetzen. Sie erzählte das ihre Freundin häufig unter Kopfschmerzen leide. Eigentlich wollte sie nur mit dem Bus nach Hause fahren was die junge Dame aber nun nicht mehr schaffen würde. Da die Eltern der Minderjährigen über Handy nicht erreichbar waren, einigten sie sich darauf das Mädchen zu ihren Eltern nach Hause zu fahren. Die Eltern bedankten sich bei den Rettungskräften und nahmen die Tochter in Empfang. Auch dieser Einsatz ging ohne Transport in ein Krankenhaus gut für alle aus. 

Anpacken und Leben retten!

An diesem Tag war auch Felix, welcher eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machte auf der Wache. Felix stand kurz vor der Prüfung und wollte nochmal die Reanimation üben. Da Melanie auf dem gleichen RTW wie Felix eingeteilt war, konnte Felix im beisein der Praxisanleiterin nochmal die Wiederbelebung üben. 

Sophie gibt Glucose über die Vene.
Übergabe an das Team der Notaufnahme.

Kurz vor Feierabend ging wieder der Alarm auf der Wache: Einsatz für den Rettung Groß-Gerau 10/84-2 zum „R1 unklare Lage, Schlaganfall möglich“. An einem Hochhaus suchten Sophie und Heiko das Klingelschild. In der 5. Etage warteten bereits Angehörige der fast bewusstlosen Frau welche sich im Schlafzimmer befand. Der Sohn der älteren Dame fand die Mutter so im Schlafzimmer vor. Sofort verschafften sich Sophie und Heiko einen Überblick über die Situation. Die Schwiegertochter erzählte das die Schwiegermutter an Diabetes leiden würde. Als einer der ersten Maßnahmen kontrollierte Sophie den Blutzuckerspiegel im Blut: 43 mg/dl. Eine extreme Hypoglykämie (Unterzuckerung des Körpers) war die Ursache für das Vorfinden der Dame. Sofort legte Sophie einen Zugang worüber sie als Notfallsanitäterin Glucose geben kann und darf. Während Sophie den Zugang legte, zog Heiko Glucose auf und Unterstützte Sophie. Nach der Gabe von Glucose klarte die Patientin nach und nach auf und war nach einiger Zeit in der Lage mit der körperlichen Unterstützung von Sophie in einen Tragestuhl zu gelangen. Zur weiteren Abklärung wurde die Dame dem GPR Rüsselsheim zugeführt. Sophie übergab die Dame an das Team der Notaufnahme welche sich auch sofort um die Dame kümmerte. Das Team brachte die Dame noch ein den Schockraum 1 und wünschten der Patientin alles gute. 

Sophie und Heiko hatten um 19 Uhr eigentlich Feierabend, waren aber aufgrund des Einsatzes erst um 20 Uhr auf der Wache. Nachdem die beiden wieder auf der Wache ankamen füllten sie den Rettungswagen noch auf, damit er für den nächsten Tag wieder Einsatzbereit ist.

Alle Bilder sind nur nach Rücksprache mit Klinik, Praxis, Patienten und Angehörigen entstanden. Auf die Persönlichkeitsrechte und den Datenschutz wird besonders geachtet. Alle zusehenden Personen haben der Veröffentlichung ausdrücklich zugestimmt! Wir danken dem mfs Rettungsdienst gGmbH für die Möglichkeit der fotografischen Begleitung. Zu Stellenangeboten und für weitere Informationen zum mfs Rettungsdienst : https://www.mfs.de/

Jan Ohmen
Jan Ohmen
Journalist von Emergency-Report.de E-Mail Kontakt: jan.ohmen(at)emergency-report.de

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