Bevor wir die Ereignisse des Hochwassereinsatzes der vergangenen Tage zusammenfassen, möchten sich die Feuerwehr Erkrath und Herr Bürgermeister Christoph Schultz im Namen der Stadt Erkrath zunächst einmal herzlich bedanken. Maßgeblich unterstützt wurden wir durch Feuerwehren aus dem Kreisgebiet Mettmann (Heiligenhaus, Ratingen, Langenfeld, Velbert, Wülfrath, Mettmann und Monheim), die Bezirksbereitschaft 1 (Feuerwehren Duisburg, Kreis Kleve, Kreis Wesel) und die Bezirksbereitschaft 3 (Krefeld, Kreis Viersen, Mönchengladbach) aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf, dem Mobilen Führungsstab (Leitung durch die Feuerwehr Essen), den DRK Ortsverein Erkrath und die ergänzenden DRK-Einheiten, das THW und dem Abwasserbetrieb der Stadt Erkrath. Alle Helferinnen und Helfer haben aufopferungsvoll und mit hoher Motivation gearbeitet. DANKE dafür!
Unser ganz besonderer Dank geht an die vielen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Erkrath, die alle Einsatzkräfte mit aufmunternden Worten, mit persönlichem Dank, mit Warm- und Kaltgetränken, mit Broten und Brötchen und mit allen Sorten von Süßigkeiten versorgt haben. Am Feuerwehrgerätehaus Alt-Erkrath und an der Feuer- und Rettungswache in Hochdahl wurden Dankkarten, Kuchen, Süßigkeiten und eine Vielzahl von Energiedrinks abgegeben. Dieser Zuspruch durch die Bevölkerung ist die Motivation für uns Einsatzkräfte, das eine oder andere Mal auch über unsere Leistungsgrenzen zu gehen.
Am 14.07.2021 begann es um ca. 00:50 Uhr sehr stark zu regnen. Der Pegel der Düssel (Bereich Haus Brück) stand zu diesem Zeitpunkt bei 1,10 m. Ab 01:30 Uhr wurden die ersten Einsatzstellen, die sich in allen drei Stadtteilen befanden, mit Einsatzkräften beschickt. Gegen 03:30 Uhr entwickelte sich die Lage dann dramatisch im Bereich der Gink (Einzugsgebiet Stinderbach und Hubbelrather Bach) und an der Düssel, sodass zu diesem Zeitpunkt die ersten überörtlichen Einsatzkräfte und die durch den Kreis Mettmann vorbereiteten Abrollbehälter mit Sandsäcken angefordert wurden.
Einsatzschwerpunkte waren zu dieser Zeit die Gink, die Morper Allee und die Bachstraße. Weiterhin wurde der Einsatzführungsstab der Feuerwehr Erkrath ab diesem Zeitpunkt durch Führungsbeamte der Leitstelle sowie der Feuerwehr Wülfrath und Heiligenhaus verstärkt. Da sich abzeichnete, dass weitere Sandsäcke über den Tag benötigt würden, wurden um 04:20 Uhr der Abrollbehälter -Sandsackfüllmaschine- des Kreises Mettmann und die diesbezügliche Logistik der Feuerwehr Ratingen angefordert. Im weiteren Verlauf des Tages wurden mehr als 150 Tonnen Sand auf dem Bernsauplatz (Neue Mitte Erkrath) durch Einsatzkräfte mehrerer überörtlichen Feuerwehren zu Sandsäcken „verarbeitet“, die auch in umliegenden Städten genutzt wurden.
Der Pegel der Düssel erreichte um 07:00 Uhr einen Wert von 2,50 m. Zu dieser Zeit war die Feuerwehr bereits an mehr als 60 Orten zur Hilfeleistung tätig geworden bzw. im Einsatz, und ein Bereitstellungsraum für überörtliche Einsatzeinheiten auf dem Parkplatz eines ehemaligen Möbelhauses in Unterfeldhaus war eingerichtet. Aufgrund der rasanten Lageentwicklung, insbesondere an der Düssel im Bereich der Morper Allee und Freiheitsstraße und des sich abzeichnenden großen Arbeitsaufwands wurde eine Bezirksbereitschaft der vorgeplanten überörtlichen Hilfe des Landes NRW über den Feuerwehrführungsstab des Kreises Mettmann angefordert und der Stadtteil Alt-Erkrath als eigenständiger Einsatzabschnitt mit einer Einsatzleitung durch die Führungsgruppe der Feuerwehr Ratingen überstellt. Für die Einsatzleitung und Verpflegung der Bereitschaften wurde das Feuerwehrgerätehaus an der Kreuzstraße genutzt.
Ab 14:00 Uhr übernahm die dann eingetroffene Bezirksbereitschaft 1 diesen Einsatzabschnitt sowie die Einsatzleitung in Alt-Erkrath. Die Bereitschaft brachte insgesamt vier Löschzüge in Alt-Erkrath zum Einsatz und unterstützte die hauptamtliche Wache mit einem Löschzug für den Grundschutz des gesamten Stadtgebietes. Da weitere starke Regenfälle für den Abend angekündigt waren, wurde zum Schutz der zwischen der Freiheitsstraße und Ludenberger Straße liegenden Siedlung durch diese Einsatzkräfte eine Sandsackbarriere auf der Freiheitsstraße errichtet, da zwischenzeitlich das Wasser der Düssel in Bordsteinhöhe von der Morper Allee über die Freiheitsstraße in Richtung Toni-Turek-Stadion lief. Mehr als 40 Wohngebäude waren zu diesem Zeitpunkt in diesem Bereich sehr massiv und eine Vielzahl von weiteren Gebäuden von den Wassermassen stark betroffen. Da die Asylunterkunft an der Freiheitsstraße aufgrund von Wassereintritt nicht mehr bewohnbar war, wurden die Bewohnerinnen und Bewohner durch den Fachbereich Soziales in das Bürgerhaus evakuiert.
Nachdem sich die Lage im Laufe des Nachmittages stabilisierte und viele Gebäude an der Morper Allee und an der Pestalozzistraße durch das Abpumpen von erheblichen Wassermassen befreit werden konnten, spitzte sich die Lage durch einsetzenden starken Regen ab ca. 20:15 Uhr dramatisch zu, sodass alle bereits leergepumpten Häuser wieder aus der – als reißender Strom dahinfließenden Düssel – erneut überflutet wurden. Auch der errichtete Sandsackwall konnte die angrenzenden Gebäude nicht vollständig schützen, da die zweite Flutwelle sehr viel höher war, als man erwarten konnte. Um 22:00 Uhr lag der Pegel Erkrath bei 3,00 m. Da der Pegel danach keine Messwerte mehr sendete, muss davon ausgegangen werden, dass der Wasserstand noch höher war.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag übernahm die Bezirksbereitschaft 3 den Einsatzabschnitt Alt-Erkrath. Durch den extrem hohen Wasserstand der Düssel wurde auch der Bereich der Mühlenstraße überflutet und machte die Evakuierung von ca. 150 Personen teils mit Booten erforderlich. Die Unterbringung der Menschen im Schulzentrum an der Rankestraße wurde durch das DRK organisiert. Die Betreuungsstelle wurde bis zum Vormittag des 16.07.2021 betrieben.
Nachdem im Laufe des Donnerstagmorgens der Wasserstand der Düssel langsam zurück ging, war es wieder möglich, die bereits am Vortag leergepumpten Gebäude erneut von den Wassermassen zu befreien. Dafür löste die Bezirksbereitschaft 3 erneut die Einsatzkräfte der Bezirksbereitschaft 1 ab. Die Einsatzkräfte der drei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath wurden im Schichtbetrieb eingesetzt, um wenigstens einige Ruhephasen für die ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer zu ermöglichen. Um der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath eine längere Ruhepause zu ermöglichen, übernahm erneut die Bezirksbereitschaft 3 die „Nachtschicht“ von Donnerstag auf Freitag.
Das Abpumpen des Wassers im Bereich der Morper Allee gestaltete sich sehr aufwändig, da durch die Topographie das Wasser aus den Gärten in die Häuser lief und beim Abpumpen der Gebäude ein ständiger Nachfluss aus den Gärten erfolgte. Am Freitag wurden ca. 30, teils sehr aufwändige Einsätze mit tatkräftiger Unterstützung des THW abgewickelt. Während des bisherigen Gesamteinsatzes wurden THW-Einheiten aus Haan, Heiligenhaus, Hilden, Düsseldorf, Detmold, Dülmen und Coesfeld in Erkrath eingesetzt.
In einem Firmengebäude an der Mettmanner Straße wurden mehr als 4.000 m³ Wasser aus dem Kellergeschoss abgepumpt. Da auch aus den Gärten an der Bachstraße und Neanderstraße das Wasser in die Gebäude zurücklief, wurden die Gärten vom Wasser befreit. An der Düsseldorfer Straße wurde ein Teil der Tiefgarage vom eingedrungenen Wasser befreit, am Henschesgässchen schmorte die Stromzufuhr eines Warmwasserboilers, am Hans-Sachs-Weg gab es Risse und Ausstülpungen in den Kellerräumen. Um die Standsicherheit des Gebäudes zu prüfen, und da solche Spezialisten zurzeit überall benötigt werden, wurde ein in Issum am Niederrhein wohnender Baufachberater von der dortigen Feuerwehr alarmmäßig nach Erkrath gefahren.
Für die Versorgung der Einsatzkräfte ist auch der ASB Mettmann (EE NRW ME 05) vor Ort, der mit insgesamt 28 Einsatzkräften die Betreuungsstelle gemeinsam mit dem DRK eingerichtet und dann noch weiterbetrieben hat. Außerdem ist auch noch ein Versorgungsmodul NRW im Einsatz.
Um den Einsatzkräften eine ausreichende Ruhephase zu ermöglichen, werden zum Einbruch der Dunkelheit nur noch Einsätze mit einer hohen Priorität bearbeitet. Selbstverständlich steht die Feuerwehr Erkrath für alle Notfälle den Einwohnerinnen und Einwohnern umfassend zur Verfügung.Bis um 21:00 Uhr am 16.07.2021 waren im Einsatzleitrechner 485 Einsatznummern im Zusammenhang mit dem Hochwasserereignis in Erkrath vergeben. Dazu kamen in diesem Zeitraum noch weitere 17 Alarmierungen zu sonstigen Feuerwehreinsätzen im Stadtgebiet.
Textquelle: Pressemeldung Feuerwehr Erkrath