Die nordrhein-westfälische Polizei setzt bei der Aufnahme von schwersten Verkehrsunfällen künftig in ganz Nordrhein-Westfalen Verkehrsunfallaufnahmeteams (VU-Teams) mit spezieller Technik ein. Die VU-Teams sollen innerhalb der nächsten drei Jahre in 17 Kreispolizeibehörden eingerichtet werden. Innenminister Herbert Reul: „Die Digitalisierung im Straßenverkehr betrifft auch die Spurensuche nach einem Unfall. Das macht entsprechende Spezialisten bei der Polizei unerlässlich. Was an einem Tatort die Spurensicherung ist, ist an einem Unfallort künftig das VU-Team.“
Die Verkehrsunfallaufnahme wurde in Nordrhein-Westfalen bislang uneinheitlich gehandhabt. In acht Kreispolizeibehörden werden schwerste Verkehrsunfälle schon durch spezialisierte Teams aufgenommen, in den restlichen Behörden haben das bisher die Einsatzkräfte des Wachdienstes übernommen.
„Indem wir die VU-Teams landesweit einführen, etablieren wir einerseits einen einheitlichen Standard bei der Aufnahme von Verkehrsunfällen und statten andererseits die bereits bestehenden Teams besser aus“, erklärte Reul. „Uns bringen auch die besten Spezialisten nichts, wenn wir ihnen nicht die richtige Technik an die Hand geben.“
In modernen Kraftfahrzeugen sind heute schon eine Vielzahl von Fahrerassistenzsystemen verbaut. Sie führen auch dazu, dass das klassische Spurenbild (z. B. Brems- und Blockierspuren) am Unfallort teilweise nur noch schwer vorzufinden ist. An dessen Stelle treten vermehrt Informationen, die in den Steuergeräten gespeichert werden und präzise unfallrelevante Daten liefern. Deshalb werden alle VU-Teams mit speziellen Fahrzeugen, 3D-Scannern, Drohnen und Technik zum Auslesen digitaler Daten ausgestattet.
Die ersten VU-Teams entstehen am 1. September 2021 in den Kreispolizeibehörden Bielefeld, Dortmund und Münster. Im September 2022 werden sie auch in den Behörden Kleve, Steinfurt, Hochsauerlandkreis und Paderborn eingerichtet. Ab September 2023 erhalten Aachen und Wuppertal jeweils ein VU-Team. Die bereits bestehenden VU-Teams in Düsseldorf, Essen, Köln, Rhein-Kreis-Neuss, Recklinghausen, Bochum, Euskirchen und im Oberbergischen Kreis werden nach den landeseinheitlichen Standards neu strukturiert. Die Teams sollen vor allem bei Verkehrsunfällen mit Getöteten und Schwerstverletzten sowie bei Verkehrsunfällen nach verbotenen Kfz-Rennen mit Personenschaden zum Einsatz kommen.
„Im schlimmsten Fall geht es um die Frage, wer für einen Unfall mit Todesfolge zur Rechenschaft gezogen wird. Eine gute und professionelle Unfallaufnahme verhilft letztlich Opfern und Angehörigen zu ihrem Recht“, so der Minister.
2020 gab es in Nordrhein-Westfalen insgesamt 430 tödliche Verkehrsunfälle. Im Jahr zuvor waren es 456.
Text: Innenministerium NRW